Leckermaul – Teil 4

Text von Ullrich Fischer

Ich bin in die Luft gegangen,

Nicht ganz freiwillig

So schnell kann es gehen. Wir sitzen alle zusammen mit der Familie und sprechen zufällig und nichts ahnend auch über die heutigen Risiken des Fliegens. Dabei geht es speziell über die Risiken des Flug- oder Jump Sports wie DRACHENFLIEGEN, GLEITSCHIRM, FLUGDRACHEN, WINDSUIT, BASEJUMPING und so weiter. Meine Meinung dazu ist eindeutig: ich würde so etwas nie machen – allenfalls mal ein Flug mit dem Heißluftballon meinte ich. Und schon ist es passiert: bei meinem Geburtstag, ein paar Wochen nach dieser
Diskussion, öffne ich unter anderem als Geburtstagsgeschenk einer meiner Töchter einen Umschlag mit – zunächst zu meinem Schrecken – einem Gutschein für eine BALLONFAHRT. Treffpunkt sei das kleine, historische Dorf BOCAIRENT am Rande der SIERRA DE MARIOLA (in der Nähe der Stadt ALCOI gelegen zwischen VALENCIA und ALICANTE. Der Ort gehört noch zur Provinz VALENCIA.

Nach ein paar Wochen der mentalen Vorbereitung gehe ich es an: Wir, das heißt meine Frau und ich, buchen eine Unterkunft in dem HOTEL L’ESTACIO in BOCAIRENT, einem kleinen sehr schönen historischen Dorf (wohlgemerkt mit dem Kommentar meiner Frau: mitfliegen werde ich nicht).

Zunächst zum Hotel (es gibt nicht viele vor Ort). Ein typisch spanisches Hotel im Landesinneren – sauber, aufgeräumt und mit einem freundlichen sehr hilfsbereiten Service.

Das Restaurant serviert indoor in einem pub-ähnlichen Restaurant und außen auf einer schmalen ebenerdigen Terrasse entlang des Gebäudes sehr gute, schmackhafte regionale Gerichte.

So zum Beispiel eine Entenleber Terrine aus der Region – hausgemacht – ein erfreulicher Auftakt.

Und auch die zweite Vorspeise, Gemüsestreifen mit Shrimps, ist sehr schmackhaft.

Das Hauptgericht ist typisch für die ländliche Region – Chuleton für zwei Personen, aufgeschnitten und mit Kartoffelwürfel serviert: Der Geschmack hat uns begeistert.

Und auch der Nachtisch lässt nichts zu wünschen übrig: ein tiramisuähnliches Törtchen auf einem dünnen Teigboden mit einer Caramelcreme – wir waren geneigt eine zweite Portion zu bestellen.

Der nächste Tag beginnt um 06:00 h, dunkel und für mich eigentlich zu einer unmöglichen Zeit. Das Treffen mit den „PILOTEN“ war aber angesetzt für 06:45 h in einem nahegelegenen Café. Dort treffe ich dann auch meine 7 „MITFLIEGER“ oder besser gesagt „MITFAHRER“ denn, wie ich jetzt weiß, mit dem Ballon fährt man, man fliegt nicht.

Mit einem kleinen Bus und Begleithelfern geht es dann bergan auf eine Plateau und zum „ABFAHRTSPLATZ“. Ganz erstaunlich, wie schnell der Ballon mit Ventilatoren und dann mit zwei Gasbrennern gefüllt ist.

Wir müssen schleunigst in den Korb klettern. Und dann geht es AUFWÄRTS – und zwar zügig wie mit einem Lift. Um es kurz zu machen – die Fotos sprechen wie ich glaube für sich: Es war beeindruckend und ein sehr schönes Erlebnis.

Die Rückkehr war dann – wie ich glaube beabsichtigt – ein wenig abenteuerlich. Wir kommen am Berg teilweise in undurchsichtigen Nebel und steuern konsequent auf einen Berghang zu, gewinnen aber natürlich rechtzeitig wieder schnell an Höhe und fahren dann Richtung BOCAIRENT. Es sieht teilweise aus, als würden wir in dem Ort auf einem Dach landen.

Natürlich war auch das wohl gekonnt gemacht. Ich bin ziemlich erstaunt, wie der „FAHRER“ nur durch das Ziehen von Seilen und mit dem dadurch im Winkel veränderten kleinen Stoffsegel den Ballon steuern kann. Wir gehen schließlich auf einem Stoppelfeld am Rande des Ortes sicher zu Boden.

Der Ort selbst (mit etwas über 4.000 Einwohnern) hat einen sehr schönen und historischen, alten Ortskern. Es gibt das ein oder andere Café und zwei Pubs. Abgesehen von dem Restaurant in unserem Hotel gibt es in der Dorfmitte ein weiteres, landestypisches Restaurant mit klassischen, spanischen und teilweise mediterranen Gerichten.

Die Umgebung ist „wild romantisch“. Man befindet sich auf einer Höhe von etwa 650 bis 700 m und ist umgeben von den Bergen der SIERRA DE MARIOLA. Im Winter ist der Ort eher still und man erlebt, insbesondere in den Bergen, einige „Schneetage“.

Im Sommer feiert man – wie üblich in Spanien – das ein oder andere historische Fest mit Umzügen in historischen Gewändern.

Fazit

Interessant ist auch die Nähe zur Küste COSTA BLANCA in Höhe von DENIA. VALENCIA und auch ALICANTE sind nicht weit und über eine Autobahn in etwa 30 bis 45 Minuten erreichbar. Auch wenn man nicht Ballon fahren will – die Region ist allemal einen Besuch wert.