Einmal Sprachtapas, bitte!


Valencia(nisch) für Anfänger II

Spain is different – Valencia auch! Wer neu in Valencia ist, wird sich möglicherweise über manche Begriffe wundern, die nur hier oder nur mit dieser Bedeutung hierzulande verwendet werden. Wer dagegen schon länger in Valencia lebt, kennt sicher die fragenden Blicke, wenn man diese Wörter oder Ausdrücke im Gespräch mit anderen Leuten fallen lässt. Nach dem ersten Teil im April folgen heute noch einige weitere Beispiele:

„La finca“

Man könnte meinen, in Valencia gäbe es nur Großgrundbesitzer mit Landgütern, denn hier behaupten alle, in einer Finca zu wohnen. Des Rätsels Lösung: Gemeint ist ein stinknormales Wohnhaus. Aber mal ehrlich, „finca“ klingt doch viel nobler, oder?

„El socarrat“

Eigentlich bedeutet „socarrar“ übersetzt „leicht anbrennen“, sodass es seltsam erscheint, wieso man in Valencia bei Reisgerichten gerade den „socarrat“ so schätzt. In der Tat sind die knusprig geratenen und an der Paella-Pfanne klebenden Reisreste besonders beliebt.

„El mocho“

Schon gewusst, dass der Wischmopp eine spanische Erfindung ist? Mitte des 20. Jahrhunderts wurde er patentiert und kam als „fregona“ in Mode, wie er im übrigen Spanien bis heute heißt. Die Valencianer sagen dazu allerdings „mocho“ – dann tun wir das doch einfach auch!

„Chopado“

In Valencia regnet es ja bekanntlich selten, aber wenn, dann richtig. Und dann ist man nicht „mojado“ oder „empapado“, sondern „chopado“, also quasi nass bis auf die Knochen. Das zugehörige Verb lautet „choparse“.

„Amunt“

Nicht nur Fußballfans sollten wissen, dass man in Valencia seine Mannschaft nicht mit „bravo“ oder „olé“ anfeuert, sondern mit „amunt“ (wörtlich: „hoch“). Meist wird es im Zusammenhang mit dem Valencia CF verwendet, da dessen Hymne „Amunt, València“ heißt.

„Che“

Wer bei diesem Wörtchen an südamerikanische Revolutionäre denkt, liegt gar nicht so verkehrt, denn daher stammt diese Interjektion, die sich am ehesten mit „he!“ übersetzen lässt. In Valencia ist sie aber mindestens ebenso beliebt, wird aber hier als Ausruf im Sinne von „Mensch!“ verwendet.

„El tete“ und „la teta“

Richtig, „la teta“ bedeutet im Spanischen „der Busen“, „die Titte“, aber die Valencianer haben das Wort zweckentfremdet und bezeichnen damit – vor allem in der Kindersprache – ihre Schwester! „El tete“ ist dementsprechend der Bruder.

„El ajoaceite“

Im restlichen Spanien kennt man die beliebte Knoblauchtunke als „alioli“, das sich vom katalanischen „allioli“ ableitet und „Knoblauch und Öl“ („all i oli“) bedeutet. Bestellt man diesen Gaumenschmaus dagegen auf Spanisch in Valencia, dann muss man um „ajoaceite“ bitten.

Zum Abschluss gibt es noch den wohl kürzesten Abschiedsgruß; nicht „adiós“, nicht „hasta pronto“ – die Valencianer sagen oft „au!“. Tja, der Abschied kann eben manchmal schmerzhaft sein …