Tausche Hamburg gegen Valencia

Für 5 Monate von Hamburg nach Valencia

Wir haben eine Familie aus Hamburg interviewen dürfen, die ihre Heimat für ein paar Monate vom kalten Norden in den warmen Süden verlegt hat. Stefanie Arens und ihre Familie hatten im November beschlossen mit dem Papa, der beruflich nach Valencia versetzt wurde, mitzureisen. Mit zwei kleinen Kindern im Alter von 1 ½ und 4 Jahren kein leichtes Projekt, das vor allem viel Organisation erfordert.

Wie seid ihr zu dem Entschluss gekommen als Familie nach Valencia zu ziehen?

Das Projekt, für das mein Mann nach Valencia gekommen ist, wurde anfangs nur für 3 Monate angesetzt. Ich befinde mich derzeit in der Elternzeit und bin somit noch flexibel. Da wir auch noch keine schulpflichtigen Kinder haben und unser älterer Sohn nicht lange von seinem Papi getrennt sein mag, haben wir gemeinsam beschlossen, zusammen das kleine Abenteuer als Familie zu erleben. Diese Möglichkeit hat man als Familie ja eher selten und wir wollten die Chance für uns nutzen. Mein Mann ist vor 20 Jahren aus Bulgarien nach Deutschland ausgewandert und ich habe nach der Schule 1 Jahr in den USA und ein ½ Jahr in Griechenland verbracht. Wir haben also vorab schon Auslandserfahrungen sammeln können und finden es toll, solche Erfahrungen auch an unsere Jungs weitergeben zu dürfen. So früh wie möglich. Ich habe mich vorab ein wenig über Valencia informiert und habe über deine Website schnell herausgefunden, dass es auch eine deutsche Community gibt, zu der man Kontakt finden kann. Das war mir wichtig, ich spreche nämlich kein Spanisch.

Was waren die größten Hürden für dich und deine Familie? Zum Beispiel bei Wohnungssuche, Krankenkassenwahl, Ummeldungen, etc.?

Organisatorisch gab es eigentlich keine Schwierigkeiten. Wir haben eine Relocation Agentur beauftragt eine Wohnung für uns zu finden und das lief ziemlich reibungslos. Wir haben auch viele nützliche Infos von dieser Agentur bekommen. Das können wir jedem nur empfehlen.

Emotional war die größte Hürde jedoch das Wohl der Kinder. Dass wir uns irgendwie für die Zeit arrangieren können war uns klar, aber wie die Jungs das so mitmachen – vor allem der Große ohne seine Freunde – konnten wir vorab nicht so richtig einschätzen.

Was gefällt dir besonders gut in Valencia und was sind deine Lieblingsspots? An welchem spanischen Gericht kannst du dich nicht satt essen?

Besonders gut gefällt uns das Wetter  😊. Insbesondere, wenn man aus dem Hamburger Winter heraus nach Valencia kommt. Mit Kindern entdeckt man so eine Stadt natürlich ganz anders. Das Oceanografic und der Zoo haben uns alle wirklich sehr beeindruckt! Wir leben im Carmen und mit den Jungs gehe ich sehr oft zum Mercat Central. Da gab es für alle immer wieder Neues zu entdecken und zu probieren. Und auch die Churros dort sind besonders lecker! Und so viele Paellas wie hier – in allen Variationen – habe ich noch nirgends gegessen. Lecker! Die Kinder fanden es in den Jardines del Real zum Spielen, Enten füttern und Entdecken der Vögel besonders schön. Und am Strand sowieso. Valencia ist ja wirklich eine sehr vielseitige Stadt. Es wird einem nicht langweilig.

Ihr habt auch die Fallas miterleben dürfen. Wie war das für dich und deine Familie?

Anfangs ziemlich spannend. Die Frauen in ihren schönen Kleidern zu sehen, täglich solch ein lautes Feuerwerk zu hören und all diese besonderen Figuren zu entdecken, war für uns natürlich erst einmal ziemlich aufregend. Am Ende wurde es uns dann aber doch zu viel und wir waren nach 3 Wochen froh, als es dann vorbei war. Der Zeitraum ist einfach ziemlich lang und die Knallerei und die Menschenmengen auf Dauer ganz schön anstrengend. Aber gut, wir haben uns trotzdem gefreut, es mal miterleben zu dürfen.

Wie war es für die Kids? Haben sie das problemlos angenommen und wie haben sie sich eingelebt?

Das Leben in Valencia meinst du? Ja, erstaunlicherweise haben sie es wirklich ganz ohne Probleme angenommen. Bei dem Großem war ich mir vor der Abreise etwas unsicher. Denn wir haben uns entschieden, ihn in Valencia nicht in die Kita zu geben und ich war gespannt, wie sehr er seine Freunde aus seiner Hamburger Kita vermissen und ob ihm ohne Freunde langweilig wird. Er spricht ja auch kein Spanisch. Da er aber ein fußballverrückter Junge ist, hat er schnell und ganz ohne Scheu Anschluss an die Kinder auf dem Spielplatz gefunden und kennt jetzt alle Fußballvokabeln auf Spanisch 😊 Er findet es auch toll, die Stadt zu erkunden und bei dem Wetter jeden Tag draußen spielen zu können. Für uns ist es allerdings sehr ungewohnt, dass die Spielplätze erst ab 17:00 Uhr belebt sind. In Deutschland sind ab 14:30 Uhr schon die ersten Kinder auf dem Spielplatz zu finden. Der Kleine genießt es einfach gaaanz viel Zeit mit seinem großen Bruder und uns zu verbringen. Dem ist, glaube ich, noch egal wo 😉 Das Essen schmeckt beiden Kindern gut hier und der Große hat sogar seine Vorliebe für Meerestiere entdeckt. Und dank Facetime und Skype kann er auch jederzeit mit seinen Großeltern oder Freunden aus Hamburg sprechen. Also ja, beide haben sich wirklich gut eingelebt.

An was kannst du dich gar nicht gewöhnen?

An die Öffnungszeiten der Geschäfte und vor allem der Restaurants. Wir haben einen ganz anderen zeitlichen Rhythmus. Insbesondere abends, da schlafen unsere Jungs ab 20:00 Uhr schon und die Restaurants öffnen meistens erst ab 20:30 Uhr. Ein gemeinsamer Restaurantbesuch ist demnach echt schwierig. Und an die Lautstärke der Stadt kann ich mich auch schwer gewöhnen. Obwohl ich aus einer Großstadt komme und dort mitten im Geschehen lebe, erscheint mir in Spanien alles viel lauter zu sein als Zuhause.

Was vermisst du besonders aus Deutschland?

Meine Familie und Freunde (und einen Babysitter 😉) Wenn man 24 Stunden mit den Kindern verbringt, wünsche ich mir manchmal mit meinem Mann oder einer lieben Freundin einfach mal rauszukommen und die Stadt am Abend zu entdecken. Oder am Nachmittag mit Freunden und deren Kindern gemeinsam auf den Spielplatz zu gehen. Meine Eltern und zwei Freundinnen waren zu Besuch und das war wirklich schön. Und hier habe ich auch schon, dank Dir, Kontakt zu ganz lieben, deutschsprechenden Eltern gefunden.

Sicher gibt es einige Familien, die auch gerne mal auswandern wollen. Was kannst du ihnen raten oder an die Hand geben, um sich einfach und schnell zurecht zu finden und sich zu integrieren? 

Wie schon erwähnt, kann ich es empfehlen, Kontakt zu einer Relocation Agentur aufzunehmen. Die kennen sich aus und können die meisten Fragen genau beantworten und nehmen für einen die schwierigen Themen, wie Wohnungssuche, Bankkonto etc., in die Hand. Das Geld dafür ist wirklich gut investiert. Mir hat es geholfen, vorab nach deutschen Kontakten in Valencia zu recherchieren und ich habe diese einfach vor der Abreise angeschrieben. So habe ich Dich auch kennengelernt und das war Gold wert! Man fühlt sich gleich nicht mehr so ganz verloren, wenn man einen Ansprechpartner hat, der auch die gleiche Sprache spricht und sich in der Stadt schon ein wenig besser auskennt als man selbst.

Würdest du ein derartiges Projekt wieder machen oder eher abraten?

Ich würde es jederzeit wieder machen….wenn die Reise nach Europa oder in einen englisch sprachigen Raum gehen sollte. Ob ich mich das auch nach Asien trauen würde, weiß ich nicht so genau.

Vielen Dank Steffi für das Interview! Wie wünschen dir und deiner Familie alles Gute und freuen uns auf den nächsten Besuch!