Text von Andrea Keller
Mythen von Alphatier, Rudelführer und Dominanz zwischen Mensch-Hund, unter die Lupe genommen.
Auf den Hund gekommen – Teil 1
Hallo liebe Leser,
da mich gerade dieses Thema tagtäglich begleitet, möchte ich zu Beginn meiner Lesereihe dieses als Einstieg nutzen.
Hundehalter suchen mich auf, um Lösungen für ihre Probleme zu bekommen. Das diese zu 99,8% nicht am Hund liegen, ist nur einigen wenigen klar.
Nur…. woran liegt es?… wenn man doch brav den Ratschlägen folgt und als erstes durch die Tür geht. Oder dem Hund mit „Zischlauten“ und „Flankenbuffen“aus seinem Verhalten herausholen möchte.
Selbst die sogenannte Alpharolle ….sprich den Hund auf den Rücken oder die Seite zu schmeißen und ihn so lange zu fixieren, bis er locker lässt, bringt nur bedingt eine Besserung der Gesamtsituation.Im Gegenteil.
Wir sind für den Hund nun noch unberechenbarer geworden, weil wir die Ausführung niemals so durchführen können….wie die Hunde untereinander es tun würden.
Warum ist das so? Fragen mich viele Kunden…Warum kann der Hund nicht einfach aufhören zu ziehen, denn dann würde er sich ja nicht selber strangulieren…
Das ist schlichtweg menschlich gedacht. Ein Hund kann nicht schlussfolgern wie wir Menschen es tut. Menschen können demzufolge keine Rudelführer oder Alphatiere in einem Gefüge einer anderen Spezies sein.
Ein Rudel ist ein gewachsener Familienverband. Besteht also in der Regel aus Elterntieren mit ihren Nachkommen. Alles andere sind Gruppen, wo das Verhalten dementsprechend auch anders ist und eine völlig andere Art von Sozialverband, als ein Rudel untereinander.
Es ist ganz einfach und trotzdem wissenschaftlich belegt….Wir sind keine Hunde!!!
Somit ist die Begründung/Rechtfertigung dieser Trainingsmethode …“die Hunde machen das doch auch so“ …nicht standhaft. Eine Führungsposition, die durch Kampf, Stärke oder List erobert wurde, wie bei den Menschen im Job oder in der Politik üblich, gibt es im Grundmodell der hündischen Sozialstruktur im Normalfall nicht.
Allein das Wort Dominanz höre ich andauernd. In den verschiedensten Anwendungsbereichen wie z.B….mein Hund ist sehr dominant. Oder… ich muss dominant gegenüber meinem Hund sein.
Für mich ist es ein regelrechtes „Unwort“ und wird viel zu oft pauschalisiert. In der Verhaltenstherapie und im Hundetraining ist der Begriff überflüssig oder sogar schädlich. Es sind lediglich situationsbedingte Momente, wo der Hund ein dominantes Verhalten zeigt.
Ich als Hundehalter brauche dem Hund gegenüber nicht dominant sein. Liebevolle Konsequenz, mit dem Wissen der Bedürfnisse und Lerntheorie der Hunde, erreiche ich nachhaltig wesentlich mehr. Wir sind Primaten und Hunde sind Carnivoren. Demzufolge ist unser Denken und Handeln auch unterschiedlich und kann nicht einfach auf den Hund übertragen werden (und anders herum). Mir als Mensch das Verhalten unter Hunden nur abzugucken und anzuwenden, ist zum Scheitern verurteilt. Dazu sind wir schlichtweg nicht in der Lage und brauchen es auch nicht. Wir Menschen haben eine Intelligenz, die uns geholfen hat, eine Methode zu entwickeln, die ohne Gewalt und Strafen dazu führt, das die Verständigung zwischen Hund und Halter funktioniert.
Man braucht das Rad nicht neu erfinden. Klassische Konditionierung ist schon längst erforscht und erwiesen, dass fast jedes Lebewesen darauf reagiert. Ich mache mir das zunutze, um auf positive Art dem Mensch-Hundeteam zu helfen. Vereinfacht ausgedrückt….ich nutze es wie ein Sprachrohr…oder eine Übersetzungshilfe. Klar und deutlich für beide Seiten verständlich. Somit vermittle ich dem Hund genau, welches Verhalten ich haben möchte. Einmal verinnerlicht, bekomme ich in kürzester Zeit immer mehr positives Verhalten gezeigt. Es ist ein Irrglaube, dass ich den Hund nur mit Leckerchen besteche und wenn ich keine dabei habe, wird der Hund diese Situation ausnutzen und die Weltherrschaft an sich reißen wollen. 😉
Locken gehört zu einer Art, wie ich meinem Hund trainieren kann. Das ist vollkommen richtig. Aber ich wäre eine schlechte Trainerin, wenn ich das Verhalten nur durch das Locken steuern oder leiten würde. ( Lerntheorie der Hunde)
Mir ist durchaus bewusst, daß es noch viele Jahre braucht, bis die Menschen begreifen, das durch Angst vor der Strafe keine gesunde Beziehung zum Tier aufgebaut werden kann.
Umso wichtiger ist mir mein Vorhaben, so viele Hundemenschen wie nur möglich zu erreichen, um zu zeigen, dass es durchaus anders geht und Schmerzen in der Erziehung ….ob bei Kindern oder Tieren….nichts verloren haben.
Mehr zu Andrea Keller und Keller Dog Academy erfahrt ihr in unserem exklusiven Interview.
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