Text von Andrea Keller
Da ich vermehrt von Kunden gerufen werde, die mehr als einen Hund haben, drängt sich mir das Thema förmlich auf. Immer gibt es Erstaunen und fragende Blicke von den Hundebesitzern:
“Warum verstehen die sich denn nicht, die haben doch alles…und nun sogar einen Hundekumpel ?”…
Das mag aus menschlicher Sicht stimmen, aber wie es für einen Hund ist, können wir gar nicht wissen, sondern nur erahnen oder vermuten.
Wir Menschen bestimmen einfach und suchen uns den Hund für die Familie aus. Ob nach dem Aussehen oder rassenspezifisch. Ob vom Züchter oder aus Tierschutzgründen. Wir holen uns einen zweiten oder dritten Hund ins Haus, oft mit dem Hintergedanken, etwas gutes zu tun, was oft ja auch so ist. Hunde sind Rudeltiere, ja. Aber, wenn der von uns ausgesuchte Mitbewohner nicht in den vorhandenen Familienverband passt, gibt es wenig Möglichkeiten, dass die Hunde- wenn nötig- Distanz aufbauen können.
Generell scheuen Hunde Konflikte und würden dem am liebsten aus dem Weg gehen. Nun ist das neue Familienmitglied aber bereits eingezogen und es entstehen erste stressige Situationen.
Es gibt das erste Gerangel um die Ressourcen (z.B Futter, Spielzeug, Liegeplätze oder den Mensch selber). Spannungen bauen sich auf und der Hundehalter ist bemüht die Zickereien zu unterbinden. Es wird gebrüllt oder eine Rappeldose auf den Boden geschmissen, um das Verhalten zu beenden.
Der Frust ist auf allen Seiten und beim Menschen die Enttäuschung ganz oben angesiedelt. Es sollte doch so schön werden. Und nun ist es ein Spießrutenlauf. So muss es natürlich nicht ablaufen und es geht selbstverständlich besser. Im Vorfeld muss so ein Schritt bitte gründlich überlegt werden. Erst einmal reflektieren und beobachten, ob der Hund wirklich einen weiteren Hund im Haus akzeptieren würde. Es gibt natürlich unzählige fantastische Zusammenführungen, bei denen sich einsam fühlende Hunde richtig aufgeblüht sind. Oder bei denen eine sehr schöne Dynamik in der Gruppe entstanden ist, in der jeder von jedem lernt. – das wäre zu wünschen und ideal. Aber das funktioniert nicht immer so.
Management ist das A und O
In jedem Mehrhundehaushalt sollte z.B immer ein Kindergitter für Raumabgrenzung vorhanden sein. Oder eine Hausleine, die gerade bei Angsthunden von Vorteil ist, da man nicht direkt an den Hund langen muss, um ihn zu halten. Ein Maulkorbtraining, positiv aufgebaut, bringt zusätzlich Sicherheit. Die Körpersprache der Hunde lesen zu können, ist unglaublich wichtig. Leider werden immer wieder die Signale der Hunde übersehen oder übergangen. Dadurch entstehen Missverständnisse und Misstrauen dem Halter gegenüber. Man sollte sich Zeit nehmen und schauen, wie die Hunde kommunizieren, ohne zu interpretieren, sondern nur beobachten. Ziemlich schnell erkennt man den Dialog zwischen den Hunden.
Dennoch empfehle ich immer, einen guten, modernen Verhaltensberater oder Hundetrainer mit ins Boot zu holen. Dadurch spart man Zeit, Nerven und im schlimmsten Fall die Tierarztkosten. Gute Trainer erkennt man an ihren Trainingsmethoden.
Sobald mit Strafe oder Schreckreizen gearbeitet wird, sind es veraltete Trainingsansätze. Diese verschlimmern die Problematik zunehmend.
Das Bauchgefühl ist oft ein guter Indikator!
Mehr zu Andrea Keller und zur Keller Dog Academy erfahrt ihr in unserem exklusiven Interview.
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