Wir freuen uns euch heute die Gründerinnen von Kindermundo vorzustellen. Im Oktober haben wir bereits über Kindermundo und deren sprachliche und kulturelle Aktivitäten auf Deutsch berichtet. Gegründet wurde Kindermundo von Jessica, Nathalie und Kathrin. Die drei erfahrenen Pädagoginnen berichten uns heute unter anderem, wie die Idee zu Kindermundo entstanden ist.
Was hat euch nach Valencia verschlagen und wie habt ihr euch kennengelernt?
Wir drei sind zwischen 12 und 4 Jahren in Valencia und haben uns beruflich an der Deutschen Schule kennengelernt. Dort arbeite(te)n wir gemeinsam im Kindergarten. Unsere Herzen schlagen für einen bedürfnisorientierten und achtsamen Umgang mit Kindern. Schnell spürten wir eine pädagogische Verbundenheit und lernten uns auch privat sehr zu schätzen.
Ihr drei seid erfahrene Pädagoginnen. Erzählt uns ein wenig zu eurem Background. Wo habt ihr studiert und eure Passion – die Arbeit mit Kindern – ausgelebt?
Jessica: Nach meiner Ausbildung zur Erzieherin in Neumünster, ging ich direkt nach Valencia, um an der Deutschen Schule zu arbeiten. Dort war ich 12 Jahre in verschiedenen Bereichen tätig und konnte Erfahrungen in der Grund- und Vorschule, sowie im Elementarbereich sammeln.
Kathrin: Ich studierte in Berlin Kindheitspädagogik und absolvierte mein erstes Berufsjahr in Valencia und lernte vor 11 Jahren Jessica kennen. Wieder zurück in Berlin baute ich deutsch-spanische Kitas auf und sammelte über die Jahre weitreichende Erfahrungen im bilingualen Kontext. Zudem studierte ich im Master Soziale Arbeit-Schwerpunkt Familie, machte eine Kinderyoga und Eltern-Kind-Leiterin (FenKid) Ausbildung und qualifizierte mich im Bereich der Kita-Leitung weiter. Eine weitere Leidenschaft ist das Schreiben: so verfasse ich pädagogische Fachtexte für diverse Portale und lasse meinen Gedanken auf meinem Blog (www.Kindheiterleben.de) freien Lauf. Vor knapp 4 Jahren kehrte ich mit meiner Familie nach Valencia zurück und fand mit Nathalie und Jessica ein großartiges Team. Aktuell starte ich meine Promotion im Bereich Sprache an der Universität Valencia
Nathalie: Bevor ich 2012 nach Valencia kam, studierte ich Sozialpädagogik im schönen Hessen. Der Bereich der Elementarpädagogik hat mich schon immer am Meisten fasziniert. Genau wie Jessica, kam ich direkt im Anschluss an mein Studium nach Valencia, um im Kindergarten der Deutschen Schule zu arbeiten. Obwohl ich in Deutschland auch beruflich attraktive Angebote hatte, reizte mich damals eher das Unbekannte. Ich wollte neue pädagogische Ansätze kennenlernen und mich in einem neuen Umfeld ausprobieren. Innerhalb der Arbeit im Kindergarten habe ich verschiedene Aufgaben übernehmen dürfen und konnte von meinen erfahrenen Kolleginnen, Kathrin und Jessica, viel lernen!
Ihr seid selbst zum Teil auch Mütter. Was macht euch besonderen Spaß bei der Arbeit mit Kindern?
Kinder haben noch diesen unersättlichen Forscherdrang, sie müssen einfach immer lernen und sich weiterentwickeln. Es liegt in ihrer Natur, die Welt verstehen zu wollen. Da wird ein Handstand schon mal solange geübt, bis er gelingt. Lieder werden so lange vor sich her gesungen, bis sie sitzen oder Ameisen und Käfer gesammelt und stundenlang untersucht.
Es ist sehr spannend Kinder dabei zu beobachten, zu begleiten und ihnen als Berater die richtigen Werkzeuge und Anregungen an die Hand zu geben.
Darüber hinaus ist die Arbeit mit Kindern sehr ehrlich, das Feedback kommt unverzüglich und schonungslos, was auch viele Eltern vermutlich kennen. Etwas ist total doof und ätzend oder total super und macht riesigen Spaß. Mit ihnen täglich zu wachsen und ebenso von ihnen durch den „vorgezeigten Spiegel“ immer in Reflexion und Entwicklung zu sein, ist für uns ein wundervolles Geschenk. Oft tauschen wir uns als Mütter und Pädagoginnen aus und lassen uns gegenseitig von den Ansichten der anderen inspirieren.
Wie vereinbart ihr Familie und Beruf? Quality time ist ja ein sehr häufig gelesener Begriff – was meint ihr dazu und was könnt ihr uns – den berufstätigen Eltern – mit auf den Weg geben?
Weniger ist oft mehr. Baut genügend Pufferzeiten in den Alltag ein, um Stress zu vermeiden. Kinder laufen nicht im gleichen Tempo durch den Tag wie wir und sollten es auch nicht tun müssen.
Beruf, Familie, Partnerschaft und dann auch noch Zeit für sich selber. Der Anspruch dabei, dass alles möglichst noch harmonisch, friedlich und stressfrei zu gehen muss, macht es nicht noch leichter. Der Alltag ist dann oft genau getaktet und jeder hat seine Aufgaben, wie ein gut funktionierendes Uhrenwerk.
Doch genau, das beißt sich oft mit den kindlichen Bedürfnissen. Kindern bereiten gerade Übergange in neue Situationen Schwierigkeiten. Da ist es noch total vertieft ins Spiel und soll nun aber schon Jacke und Schuhe anziehen, denn es geht los in die Kita. Daher sind diese Freiräume und Zeit das A und O, um Stress zu vermeiden. Außerschulische Aktivitäten überdenken wir und wägen ab, was den Kindern, aber auch uns als Familie gut tut. Die Bedürfnisse aller Familienmitglieder im Fokus zu haben ist dabei besonders wichtig.
Zudem hat sich für uns als wichtig herausgestellt, dass es klare Zeiten für die Arbeit und ebenso klare freie Zeiten geben muss. Abgelenkt lässt es sich weder gut spielen noch zuhören und schenken wir uns den Moment und Verweilen im „Jetzt“, so ist es für alle die beste „quality time“. Klappt nicht immer, aber wir sind auf dem Weg!
Wie ist Kindermundo entstanden und was kann man darunter verstehen?
Kindermundo entstand aus der Überlegung und zahlreichen Gesprächen darüber, was uns an unserem Beruf und der Arbeit mit Kindern und deren Familien wichtig ist und wo unsere Stärken liegen. Mit Kindermundo wollen wir Aktivitäten, Angebote für Kinder schaffen, die in erster Linie Spaß bringen sollen. Wir wollen, dass Kinder die deutsche Sprache, als etwas Aktives und Gelebtes empfinden. Aus unserer Erfahrung wissen wir, wie wichtig es ist, dass Kinder sich wohl fühlen. Lernen funktioniert auch nur dann, wenn Kinder sich für etwas begeistern und sich zudem sicher fühlen. Wir schätzen daher die Aktivitäten mit den Eltern, in denen die Kinder keine Trennung erfahren und in geschützter, sicherer Begleitung entdecken und lernen können.
Auch in unseren Kinderkursen möchten wir darauf Acht geben und den Eltern ermöglichen, zu begleiten, so lange es für das Kind nötig ist. In unserer Gesellschaft passiert viel „mit dem Kind“ und es selbst hat nur wenig Entscheidungsfreiräume. Kindermundo möchte mit den Angeboten den kleinen Akteuren Raum für Selbstbestimmung anbieten und achtsam auf die Wünsche des Entdeckens eingehen. Wir setzen daher stark auf Kleingruppen und die Zusammenarbeit mit den Eltern oder Großeltern.
Bei Interesse möchten wir auch Elternrunden anbieten und mit euch zu bestimmten pädagogischen Themen in Austausch gehen. Immer wieder stellen sich Fragen, wie: Wann sollte mein Kind ohne Windel sein? Was ist eine Eingewöhnung und wie kann ich mein Kind beim Übergang begleiten? Wie viel Mediennutzung ist stimmig? Warum weint es? Wie gehen wir mit Wut und Aggressionen um? Welche Rolle spielen wir Eltern in der Erziehung und wie möchten wir erziehen? Welche Besonderheiten gibt es in der bi-kulturellen Erziehung?
Hier lassen sich unzählige Fragen finden, die Familien immer wieder bewegen. Auch eine familiäre Begleitung oder Beratung wäre denkbar. Habt ihr einen Bedarf, meldet euch gern!
Eure ersten Aktivitäten hatten bereits großen Zuspruch und waren sehr gut besucht. Was erwartet uns in Zukunft? Für welche Altersgruppe werden Aktivitäten angeboten?
Zur Zeit bieten wir den Kurs “Deutsch für Kinder 2019”an , dieser richtet sich an Kinder im Alter zwischen 2,5 bis einschließlich 6 Jahren und dient der Förderung sowie Vermittlung von Kompetenzen im deutschsprachigen Bereich. Für den Frühling planen wir dann wieder einmalige Aktivitäten für die ganze Familie.
Darüber hinaus möchten wir Angebote schaffen, die für die Familien wirklich interessant sind (Elterninfoabende, Eltern-Kind-Kurse für die Elternzeit etc.). Wir freuen uns daher auch über Anfragen und Anregungen per Mail. So können wir unser Konzept schrittweise erweitern und an euren Bedürfnissen ausrichten.
Dürfen wir uns als Eltern auch auf Vorträge bezüglich Kindererziehung von euch freuen? Ist diesbezüglich bereits etwas geplant?
In Kürze werden wir einen Elterninformationsabend zum Thema „Mehrsprachigkeit“ im Rahmen des Kurses „Deutsch für Kinder“ anbieten.
Seht ihr in der pädagogischen Erziehung viele Unterschiede zwischen Spanien und Deutschland? Wenn ja, welche sind die größten Unterschiede? Welche Dinge findet ihr im spanischen System gut und welche weniger? Wo seht ihr den größten Bedarf bei der Aufklärung und Erziehung?
Besonderes in der frühkindlichen Bildung sind die Unterschiede enorm. Als klaren Vorteil ist die Verfügbarkeit an Krippenplätzen in Spanien zu bewerten. Zudem bieten auch viele Krippen zusätzliche Bildungsangebote und Dienstleistungen an, wie Englisch, Schwimmen, musikalische Früherziehung, Organisation von Geburtsfeiern, Babysitter, ect.
Im Vergleich zu Deutschland ist die Arbeit mit den Kindern jedoch sehr verschult und dient in erster Linie zur schulischen Vorbereitung, da bleibt wenig Platz für das individuelle Lernen und Ausprobieren.
Leider gibt es auch noch zu wenige Einrichtungen, die eine Eingewöhnung mit Eltern anbieten. Deutschland hat bereits die Notwendigkeit einer sanften Eingewöhnung und deren positiven Vorteile für die emotionale Entwicklung erkannt. Hier wünschen wir uns mehr Aufklärung und für die Zukunft auch in Spanien ein Umdenken.
Grundsätzlich, wir haben es nun mehrfach angesprochen, geht es für uns darum die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen, aufzudecken und sich nach ihnen zu richten. Jedes Kind ist verschieden und es ist nicht möglich dies zu verallgemeinern. Aber was alle Kinder, egal ob hier in Spanien oder in Deutschland brauchen, sind verlässliche Bezugspersonen, Sicherheit und Geborgenheit, sich wahrgenommen und verstanden zu fühlen, einen stimmigen Wechsel von Entspannung und Aktivität, Zeit, vor allem zum Erkunden, Entdecken und Spielen. Aber auch Erwachsene, die als Vorbilder fungieren, mit den Kindern auf Augenhöhe kommunizieren und ihnen eine abwechslungsreiche Spiel- und Lernumgebung gestalten, sind richtungsweisend und für uns entscheidend.
Was sind eure Lieblingsspots in Valencia und wie entspannt ihr euch?
Orte, die wir drei sehr mögen sind in der Natur zu finden. Wir sind gern im Wald in El Saler, am Strand, im Viveros, im Turia oder in den Bergen und gehen mit dem Hund endlos spazieren. Ebenso genießen wir etwas kinderfreie Zeit und lassen den Abend gern in einer kleinen Bar im Kiez ausklingen oder bei einem Cafe, während die Kinder Lego bauen oder Kleber und Glitzer in der Wohnung verteilen.
Wo geht ihr mit euren Kindern gerne hin? Habt ihr Ausflugstipps?
Wir gehen, auch in der „kalten“ Jahreszeit unglaublich gerne in El Saler picknicken und anschließend an den Strand.
Vielen Dank, Jessica, Nathalie und Kathrin für das interessante Interview. Wir freuen uns auf viele spannende Aktivitäten von und mit Kindermundo!
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