Vor einiger Zeit kam eine Leserin auf uns zu und berichtet uns von Ute, der Kinderärztin Ihrer Tochter. Als sie erzählte, dass ihre Tochter sagte: “Mama, wenn ich mal groß bin will ich auch Ärztin wie Ute werden” war für uns klar, dass wir Ute interviewen müssen. Wir freuen uns euch heute Ute Brödel Ampudia vorstellen zu dürfen:
Wie lange bist du schon in Valencia und was hat dich hierher gebracht?
Zum ersten Mal kam ich 1986 im September als Medizinstudentin nach Valencia um hier ein Praktikum im Hospital Clínico zu absolvieren. In dieser Zeit habe ich meinen Mann kennengelernt und es funkte sofort. Da wir beide noch Studenten waren, es damals noch keine Billigflieger und Handys gab, haben wir uns erstmal 2 Jahre nicht mehr gesehen. Das war eine lange Zeit, aber dann wollten wir uns erneut treffen um zu sehen, ob die Schmetterlinge im Bauch noch aktiv waren. Von dort an waren wir dann sozusagen „novios“ . Es vergingen weitere 3 Jahre bis wir schließlich mit dem Studium fertig waren und im August 1991 geheiratet haben. Unser erster gemeinsamer Wohnsitz war für 9 Monate in Barcelona. Danach ging es nochmals 3 Jahre zurück nach Deutschland und schließlich kamen wir im Juli 1995 nach Valencia, um von dort an hier unser weiteres Leben zu gestalten. Wir sind nach Valencia gekommen, da mein Mann hier eine Stelle im Hospital Clínico Universitario als Oberarzt angeboten bekommen hatte und er auf der anderen Seite in Deutschland seine Facharztausbildung nicht anerkannt bekam. Er hätte dort „fast“ nochmal von vorne anfangen müssen mit der Facharztanerkennung. Umgekehrt bekam ich meinen Titel als Kinder- und Jugendärztin ohne weitere Prüfungen anerkannt. Es hat mehr als ein halbes Jahr gedauert, aber am Ende geklappt.
Wie lange und wo hast du in Deutschland als Ärztin praktiziert – was ist dein Background?
Mein Medizinstudium habe ich an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz absolviert. Das waren erstmal 5 Jahre. Das Praktische Jahr habe ich dann am Stadtkrankenhaus in Worms durchgeführt. Chirurgie und Innere Medizin sind die 2 Pflichtfächer, jeweils für 4 Monate, und als Wahlfach habe ich Pädiatrie ausgewählt. In dieser Zeit habe ich meine Liebe zu diesem Fachgebiet entdeckt und bestätigt und so stand mein Entschluss fest Kinderärztin werden zu wollen. An das Praktische Jahr schloss sich nahtlos die damals sogenannte Periode als „Arzt im Praktikum“ an. Man ist schon Arzt, hat aber noch nicht alle vollen Kompetenzen und verdient auch noch viel weniger als ein „richtiger“ Arzt. Ich war 1 ½ Jahre in einer großen Kinderarztpraxis in Worms angestellt und habe in dieser Zeit sehr viel gelernt, denn von morgens früh um 8 Uhr bis abends fast 20 Uhr haben wir, meine Chefin und ich, den ganzen Tag Kinder untersucht, Vorsorgen durchgeführt und Akutfälle versorgt. Diese Zeit hat mir viel Sicherheit im Umgang mit den Kindern gegeben, vorallem mit den ganz Kleinen, denn ich konnte ja jederzeit meine Chefin um ihren Rat fragen. Nach 18 Monaten in der Praxis zog es mich wieder zurück ins Krankenhaus. Ich bekam einen Vertrag für meine gesamte Facharztzeit im Stadtkrankenhaus in Worms. Dort war ich ein halbes Jahr auf der Frühgeborenen-Intensivstation, was mir sehr gut gefallen hat, und anschließend noch ein halbes Jahr auf einer Normalstation für Säuglinge und Kleinkinder. Eine sehr interessante und lehrreiche Zeit. Nach einem Jahr stand unser Hochzeitstermin vor der Tür und mit wehmütigem Herzen verkündete ich meinem damaligen Chef, dass ich die Klinik verlassen, heiraten und nach Spanien gehen werde. Ja, so kam das alles. Im September 1991 habe ich im Hospital San Pau in Barcelona in der Hämatologisch-Onkologischen Abteilung angefangen und gleichzeitig auch Notfalldienste in der Nacht gemacht. Mein Mann war in diesem Moment im letzten Jahr seiner Facharztzeit als Endokrinologe. Es war meine erste Zeit in Spanien und ich musste mich erst an die Katalanische Sprache gewöhnen. Eine harte Zeit, die ich nie vergessen werde, denn die Kinder mit Leukämien und anderen sehr schweren Krankheiten wuchsen einem in den langen Klinikaufenthalten ans Herz und leider ging es nicht immer gut aus. Es war trotzdem eine prägende Zeit, die ich rückblickend nicht missen möchte. Nach 9 Monaten dort haben wir erneut einen Umzug zurück nach Deutschland gestartet, da ich meine Facharztausbildung in Deutschland beenden wollte.
Mein Mann bekam die Möglichkeit seine Doktorarbeit an der Uniklinik in Düsseldorf zu schreiben und so verschlug es uns nach Nordrhein Westfalen. Unser Wohnsitz war in Mettmann und ich suchte eine neue Arbeitsstelle in der Nähe. Nach kurzer Zeit wurde ich fündig und bekam eine neue Möglichkeit im Elisabeth Krankenhaus in Essen wo ich dann für weitere 3 Jahre als Assistenzärztin tätig war. Erneut beinhalteten meine Aufgaben die Neugeborenen-Intensivmedizin sowie allgemeine Säuglings- und Kinderstation mit vielen Nachtdiensten. Es war eine sehr intensive, aber interessante Zeit, in der ich viel lernen und praktische Erfahrungen sammeln konnte. Ich blieb dort bis zu meiner Facharztprüfung im Juni 1995 an der Ärztekammer in Düsseldorf.
Seit wann bist du schon Kinderärztin in Valencia und wo findet man dich/ deine Praxis?
Wie bereits erwähnt kamen wir 1995 hierher nach Valencia. Im Januar 1996 wurde unsere erste Tochter in Valencia geboren und 2 Jahre danach fast am gleichen Datum unsere zweite Tochter. Ich war insgesamt 5 Jahre daheim bei den Kindern, denn es lag mir besonders viel daran, dass sie auch beide gut deutsch sprechen lernten. Nach 5 Jahren ohne meine Arbeit sehnte ich mich nun allerdings wieder danach ärztlich tätig zu werden. Um die ganze Familie zeitlich besser unter einen Hut zu bekommen und flexibler zu sein, entschied ich mich für eine private Praxis. So wurde schließlich meine Kinderarztpraxis am 2. Januar 2000 eröffnet. Nach ersten Jahren in kleineren Räumen sind wir vor 7 Jahren in eine geräumigere, moderne Praxis umgezogen. Sie heisst Clínica Alemania, befindet sich in Manises, Calle Maestro Palau 4 bajo izquierdo und ist unter www.clinicaalemania.com einfach im Internet zu finden.
Welche Krankenkassen deckst du ab und Kinder bis zu welchem Alter untersuchst du?
Wir decken die gängigsten und am meisten benutzten privaten Krankenkassen wie Adeslas, Asisa, Sanitas, AXA Winterthur, Mapfre, Caser, Cosalud, Previasa und viele mehr ab. Alle sind auf unserer Homepage aufgelistet. Ich versorge natürlich auch Patienten, die keine dieser Privatkassen haben ohne Probleme als Privatpatienten. Ebenso kommen viele Patienten aus Deutschland oder anderen Ländern mit ihren privaten Versicherungen, die wir ohne Probleme behandeln und ihnen eine Rechnung ausstellen, die sie dann von ihrer jeweiligen Versicherung erstattet bekommen. Vom Alter her betreue ich alle Kinder, von den Neugeborenen, Säuglinge und Kleinkinder bis zu den Jugendlichen mit 14 -16 Jahren. In Deutschland umfasst Pädiatrie alle bis 18, hier in Spanien endet für die meisten Krankenkassen mit 14 – 16 Jahren, je nach Kasse, diese Periode ihres Lebens. Mein Schwerpunkt liegt auf allen Krankheiten dieser Altersklassen, besonders auch der Ernährungsberatung in den ersten Jahren und der Vorbeugung der Adipositas, die uns in den letzten Jahren immer mehr Kopfschmerzen bereitet. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist sehr wichtig um Schäden im Erwachsenenalter zu vermeiden. Genauso wichtig ist es, alle Impfungen, die wir momentan zur Verfügung haben, auch sinnvoll und zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen.
Wie stehst du zu Homöopathie?
Nach meiner Ausbildung als Fachärztin für Kinder und Jugendmedizin habe ich mehrer Kurse der Homöopathie absolviert, da mich das Thema sehr interessiert. Ich habe gute Erfahrungen mit der Homöopathie gemacht, kenne allerdings auch ihre Grenzen und finde es optimal beides kombinieren zu können. Ich wäre nie „nur“ Homöopath, eine Kombination ist in vielen Fällen sehr interessant und besonders in der Präventivmedizin setze ich auch gerne Homöopathie ein. Kindern, die zum Beispiel immer wieder unter Halsentzündungen oder dem berühmten Krupp Husten leiden, kann man mit homöopathischen Mitteln vorbeugend oft gut helfen und die Erkrankungshäufigkeit senken. Auch für die ganz kleinen Babys kann eine homöopathische Hilfe beim Zahnen oder Bauchproblemen oft genauso gut sein, wie die ständige Verabreichung von anderen Arzneimitteln . Ich benutze homöopathische Mittel sehr bewusst, kenne die Grenzen und weiß wo ich schulmedizinische Medikamente einsetzen muss.
Dein Mann spricht deutsch und ist auch Arzt. Was ist sein Spezialgebiet? Wo praktiziert er?
Mein Mann ist Facharzt für Endokrinologie, Stoffwechselerkrankungen und Diabetes. Sein Fachgebiet umfasst alle hormonellen Störungen. Es schliesst auch Probleme der Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse, Nebennierenrinde sowie Wachstumsstörungen ein. Sein Spezialgebiet ist der Diabetes mit allen seinen Varianten. Schwangeren Diabetes, Typ 1, Typ 2, Patienten mit Insulinpumpen. Da ist er immer auf dem neuesten Stand und kann sicher gute Ratschläge geben. Er arbeitet im Hospital Clínico Universitario in Valencia, macht aber auch 2 Nachmittage, Montags und Mittwochs, in unserer Praxis seine private Sprechstunde. Da wir auch sehr viele übergewichtige Patienten haben, Zöliakie sowie Fructose- oder Laktoseintoleranz Themen in unserer Sprechstunde sind, haben wir eine Ernährungsberaterin in unserem Team, um so die Patienten rundherum mit aktueller Information zur Verbesserung ihres Gesundheitszustandes informieren zu können.
Eine optimale Stoffwechsel- und Gewichtskontrolle zu erreichen liegt uns besonders am Herzen. Außer spanische und deutsche Patienten betreuen wir auch einige aus dem englisch sprachigen Raum, da Valencia ja immer beliebter als Wohnsitz unter Menschen aus der ganzen Welt wird.
Lieblingsplätze in Valencia und Umgebung?
Für mich ist Valencia eine wunderbare Stadt. Mit der herrlichen Lage am Meer ausgezeichnet. Das Klima hier ist einzigartig und ich möchte die vielen Sonnentage und das einmalige Licht nicht mehr missen. Sogar im Winter kann man immer ein paar Stunden draußen verbringen, das liebe ich sehr. In der Stadt selbst gefällt mir besonders die Altstadt mit dem Mercado Central, Plaza de la Reina und Plaza del Ayuntamiento. Das Flair der kleinen Gässchen mit den Geschäften und Restaurants ist schon was Besonderes. Auf der anderen Seite liebe ich die Ciudad de Artes y Ciencias. Diese tollen, beeindruckenden Bauten mit dem Licht- und Wasserspiel sind einmalig. Der Strand Patacona lädt immer zu einem Spaziergang und zum Verweilen ein. Auch die Albufera mit den kleinen Dörfern ist sehr reizvoll. Valencia bietet von allem etwas. Fährt man ein paar Kilometer ins Landesinnere ist man schon in einer reizvollen Berglandschaft und weit von allem Trubel und Stadtlärm entfernt. Für mich ist es ein besonderer Ort und ich lebe gerne hier. Wir wohnen immer dort, wohin andere Menschen in ihrem Urlaub reisen, wenn sie dürfen, also können wir uns glücklich schätzen.
Wir möchten uns an dieser Stelle sehr herzlich bei Ute Brödel Ampudia bedanken.
