3 Monate in einem fremden Land leben, arbeiten und über die jeweiligen Erlebnisse schreiben. „For 91 Days“ nennt sich das Projekt, dass der deutsche Fotograf Jürgen und sein Partner, der Software-Fachmann Mike schon seit etlichen Jahren leben. Solange wohnen sie in irgendeiner Stadt der Welt, mehrmals im Jahr und es ist kein Ende in Sicht. Noch nicht, wie Jürgen sagt, auch wenn es immer wieder schön ist, zurück nach Valencia zu kommen. Hier haben die beiden ihre Basis, ihr Zuhause. Das war nicht immer so, sagt Mike:
„Die ersten 4 Jahre haben wir komplett aus dem Koffer gelebt. Wir haben uns Wohnungen für unsere Reisen gemietet und hier hatten wir nur ein Postfach und etwas, um Sachen zu lagern. Das wurde auf Dauer aber anstrengend und auch schwierig, ohne richtiges Zuhause zu leben. Irgendwann haben wir beschlossen uns in Valencia etwas Festes zu suchen.
Valencia ist damit euer Zuhause. Warum gerade Valencia und keine andere Stadt auf der Welt?
Jürgen: Valencia ist einfach die beste Stadt. Das liegt ganz klar am guten Wetter, den Leuten und der Lebensqualität hier in der Stadt. Wir wären eigentlich die perfekte Werbekampagne für Valencia (er lacht). Als wir das erste Mal vor 10 Jahren hier waren, fanden gerade die Fallas in Valencia statt. Wir hatten zuvor überhaupt keine Ahnung von Fallas. Als es dann neben uns mehrmals früh bei der Despertà geknallt hat, und wir dann später die erste Mascletá gesehen haben, war es um uns geschehen. Da wussten wir, die Leute hier sind etwas verrückt (er lacht).
Wie kam es zur Idee „For 91 Days“?
Jürgen: 2008 sind wir her gekommen und haben 2 einhalb Jahre hier gelebt. Allein in Valencia sind wir in dieser Zeit dreimal umgezogen. Wir wollten wieder umziehen und ab diesem Zeitpunkt haben wir beschlossen, dass wir etwas komplett anderes machen müssen. Bei einem Mittagessen und einer Flasche Wein entstand dann die Idee zu „For 91 Days“. Wir haben entschieden, dass wir überall auf der Welt eine Zeit lang wohnen könnten, solange wir eine Wohnung und Internet haben. Das haben wir seitdem auch durchgezogen.
Mittlerweile wart ihr mit eurem Projekt „For 91 Days“ schon in 19 Ländern unterwegs. Wie finanziert ihr das?
Jürgen: Vor 16 Jahren haben wir unsere erste Webseite online gestellt, die hieß Lastminute Auktion, ein Lastminute Auktionsportal. Die Bildzeitung hat diese Seite dann sofort veröffentlicht und uns so tausende von Besuchern gebracht, das hat natürlich geholfen. Seitdem haben wir mehrere kleine Webseiten, mit denen wir Geld machen. „For 91 Days“ ist mehr ein Hobby. Über unsere Reisen schreiben wir E-Books mit Reisetipps. Leben können wir davon alleine bisher aber leider nicht.
Mike: Wir haben ganz viel Freiheit. Es ist egal wo wir arbeiten. Diese Freiheit haben wir immer genutzt, um von Berlin nach Irland oder nach Valencia umzuziehen. Unsere Laptops und einen Internetanschluss, mehr brauchen wir nicht. Diese Freiheit nutzen wir, um ständig unterwegs zu sein. Wir bleiben aber auch wegen der Arbeit immer so lange.
Jürgen: Wir haben täglich Arbeitsstunden für unsere Webseiten. Dazu kommt das Erkundschaften der Gegend und dann das Schreiben für „For91days“. Unsere Tage sind also immer sehr lang. Es gibt auch Länder wie Vietnam oder Bolivien, in denen das Internet schwierig ist. Es kam schon vor, dass unsere Webseiten mitten in einer langen Busfahrt unten sind und wir sie nicht wieder hoch fahren konnten, wir somit also Geld verlieren. Aber so ist das nun mal auf Reisen, das haben wir uns ja auch so ausgesucht.
Nach welchen Kriterien entscheidet ihr euch für eure Reiseziele?
Jürgen: Eigentlich immer nach dem Wetter, nach Valencia kann ich keinen Winter mehr (ertragen)(er lacht). Dann kommt es darauf an, wie viel Geld wir haben und wie wir das Reiseziel dahingehend einbauen können unsere Familie zu sehen. Wir versuchen Mikes Familie in den Staaten einmal im Jahr zu sehen und meine Familie natürlich auch. Manchmal entscheiden wir uns auch für ein Reiseziel, weil wir gerade etwas Tolles darüber gehört haben oder Leute kennen gelernt haben.
Mike: Das macht am meisten Spaß. Darüber zu reden, wohin es als nächstes geht. Die Planungsphase. Wir haben jetzt auch noch nicht entschieden, wohin es als nächstes geht. Es muss aber bald mal eine Entscheidung getroffen werden, da wir Ende Mai wieder los wollen. Auf jeden Fall wollen wir nach Afrika, weil wir dort noch nie waren.
Was waren die Highlights auf euren Reisen?
Jürgen: Ach Highlights gab es viele. Man baut eine Verbindung mit allen Plätzen auf, an denen wir mal gelebt haben. Auch wenn es nur 3 Monate sind, war es dein Heim für diese Zeit. Man hört danach genauer hin, wenn etwas über das jeweilige Land in den Nachrichten kommt und hat irgendwie ein beschützendes Gefühl für das Land.
Mike: Die Länder sind wie kleine Kinder und wir lieben sie alle, da soll keiner das häßliche Kind sein (er lacht). Von der Spannung her war Tokio aber meine Nummer eins. Da haben wir jeden Tag so viele Dinge gesehen und sehr viel Spaß gehabt. Von der Natur war Island unglaublich, aber Istanbul war auch toll, Sri Lanka, Bolivien, man kann das einfach nicht sagen, es war so vieles gut. Klar, gab es auch Orte, wie zum Beispiel Busan in Südkorea, wo die Kultur extrem isolierend war. Dort sieht und merkt man die Angst vor männlichen Ausländern, die dort als schmutzig gelten. Die Leute wollten mit uns nichts zu tun haben.
Gab es noch mehr Erlebnisse, die euch negativ in Erinnerung geblieben sind?
Mike: In Vietnam bin ich vom Motorrad gefallen und seitdem habe ich Probleme mit meinem Ellbogen. Außerdem bin ich im Wasserpark ausgerutscht, habe eine Thrombose bekommen, die nicht mehr geheilt ist und ich musste frühzeitig nach Valencia zurück kehren.
Jürgen: In Mexiko hatte ich das Dengue-Fieber und in Bolivien bin ich mal im Treibsand versunken. Aber ich bin so groß, da war das nicht so dramatisch (er lacht). Einmal wurde in unser Haus, und zwei Mal ins Auto eingebrochen. Und das Gasthaus ist am gleichen Tag abgebrannt. Das letzte war jetzt gerade in Portugal. Wenn man aber vergleicht, was anderen Leuten passiert, hatten wir Glück. Bis auf unsere Ausrüstung sind wir nie groß beklaut oder betrogen worden.
Wenn ihr hier in Valencia seid, was sind eure Lieblingsorte?
Mike: Im Moment gehen wir oft ins Cabanyal, da es dort ganz viel tolle Kultur und neue, schöne Bars gibt. In Valencia gibt es auch so viele schöne Ecken außerhalb, die wir noch überhaupt nicht kennen. In den ersten 5 Jahren waren wir nur in der Stadt und jetzt fahren wir raus in die Umgebung, machen Hiking und erkunden die Gegend.
Vielen Dank ihr beiden, für das tolle Gespräch und weiterhin viel Spaß auf euren Reisen!
Über all ihre Erlebnisse und Abenteuer schreiben die beiden Reiseführer. Für alle Valencia-Urlauber, -Fans und -Reisende gibt es viele Infos und Tipps in ihrem Valencia Reiseführer http://valencia.for91days.com/valencia-for-91-days-the-e-book
Wer mehr über Jürgens und Mikes Abenteuer wissen will, kann ihre Erlebnisse unter www.for91days.com nachlesen.
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