Homestory Anne Bru – Kinderärztin in Valencia

Mein Sohn ist kerngesund und fragt mich: „Mama, wann gehen wir wieder zu Anne?“ Das hatte ich noch nie, mein Sohn will freiwillig zum Arzt gehen… Daher freue ich mich heute besonders euch meine Kinderärztin Anne Bru vorzustellen. In einem Exklusivinterview hat sie uns Rede und Antwort gestanden.

Anne, bist du in Valencia geboren? Erzähl uns etwas zu deinem Background. Wie und wo hast du Medizin studiert?

Ich bin in Bordeaux (Frankreich) geboren, weil meine Mutter Französin ist. Allerdings habe ich meine ersten 10 Jahre in Köln gelebt, da mein Vater dort als Orangenexporteur gearbeitet hat. 1972 bin ich nach Valencia zurückgekehrt und habe die Deutsche Schule besucht. Damals war sie sehr humanistisch orientiert und ich habe mich nach dem Abitur 1980 für ein Medizinstudium entschlossen. Obwohl ich ein DAAD Stipendium bekam, waren meine Eltern von der Idee, dass ich wieder nach Deutschland ziehe nicht begeistert und schließlich studierte ich in Valencia. Direkt nach dem Studium konnte ich meine Doktorarbeit in Göttingen absolvieren und an der Uniklinik Düsseldorf bildete ich mich als Kinderärztin aus. Während der Facharztausbildung heiratete ich meinen Mann Enrique Rodilla, den ich aus der Deutschen Schule kannte und Medizin in Deutschland studiert hatte. Unsere 2 Kinder kamen in dieser Zeit zur Welt. Da ich Zeit für die Erziehung der Kinder haben wollte, setzte ich meine Facharztausbildung aus dem Grund halbtags fort. Ich arbeitete dann in einer sehr netten Kinderarztpraxis in Düsseldorf und diese Erfahrung war ausschlaggebend für meinen Entschluss, das Modell einer deutschen Arztpraxis in Valencia einzuführen.

Die Kinder lieben dich, du hast eine unheimlich ruhige Art und Weise mit Kindern umzugehen. Verwendest du eine spezielle Technik oder eine spezielle Methode, um mit Kindern zu sprechen oder sind es deine langjährigen nationalen und internationalen Erfahrungen?

Um Kinderarzt zu sein muss man Kinder mögen und sich auch in Ihre Lage versetzen können. Das erste Jahr meiner Facharztausbildung arbeitete ich an einer Station für Knochenmarktransplantation, die gerade an der Uniklinik Düsseldorf von Prof. Göbel neu eröffnet wurde. Man kann sich vorstellen wie schwer es war mit Kindern zu arbeiten, die so schwer krank sind. Das ganze Personal bemühte sich die Station bunt und hell einzurichten und es den Kindern, aber auch den Eltern so angenehm wie möglich zu machen, damit sich die Familien geborgen fühlten. Genau diesen Ansatz habe ich versucht überall weiterzuführen.

Was fällt dir bei den unterschiedlichen Methoden bei Kinderärzten in Spanien und Deutschland auf?

Ich glaube nicht dass die Methoden unterschiedlich sind und ich denke die Ausbildung ist in beiden Ländern sehr gut, aber wenn man in der eigenen Kinderarztpraxis arbeitet, kann man selbst entscheiden, wie man die Praxis einrichtet und mit welchem Personal man arbeitet und das ist in unserem staatlichem System in den “Centros de Salud” leider nicht der Fall.

Arbeitest du mit homöopathischen Mitteln?

Ich benutze sie zur Linderung leichter Störungen, aber bei schweren Erkrankungen wie z.B. bakteriellen Infektionen oder anderen komplizierten Diagnosen benutze ich Medikamente die auf Evidenz basierter Medizin beruhen.

Bei dir kann man auch das deutsche Kinderheft weiterführen, was für einige Eltern, die neu aus Deutschland kommen, sicher von Interesse ist.

Ja, durch meine Erfahrung in einer deutschen Kinderpraxis bin ich mit den Vorsorgeuntersuchungen vertraut und kann sie in meiner Praxis problemlos durchführen.

Mit welchen Krankenversicherungen arbeitest du zusammen? Sind darin auch deutsche Krankenversicherungen enthalten?

Ich arbeite mit den meisten spanischen Versicherungen wie Adeslas, Aegon, Agrupación Mútua, Asisa, Atocha, Axa, Cigna, Cosalud, DKV, Grupo Generali, Hna, Medifiatc und Sanitas. Bei den deutschen Versicherungen schreibe ich eine deutsche Rechnung und bisher habe ich immer erlebt, dass der Betrag den Eltern erstattet wird.

Was machst du in deiner Freizeit? Wie entspannst du dich? Was sind deine Hobbys?

Ich liebe Pilates, lese und tanze gern. Das Wochenende beginnt immer Freitagabend mit einem Tanzkurs. Ich reise auch sehr gern und einmal im Jahr organisieren wir eine Reise mit unseren Kindern, die mittlerweile schon selbstständig sind. Im Sommer bade ich gern an meinem Lieblingsstrand in Canet, wo ich seit meiner Kindheit den Urlaub verbringe.

Was sind deine Lieblingsorte in Valencia und wo gehst du gerne essen?

Es ist schwierig, einen Lieblings Ort zu nennen. Wir spazieren oft am Wochenende durch Valencia und entdecken immer wieder neue Lokale. Die Malvarrosa mit dem Blick auf das Meer und in der Stadt, el Barrio del Carmen sind vielleicht meine Lieblingsorte. Meine Lieblingsgerichte sind in Spanien “arròs caldos de marisc” und in Deutschland habe ich sehr gerne im “Füchschen” in Düsseldorf Sauerbraten mit Knödel, oder im Frühling Spargel gegessen. Als mein Mann sein praktisches Jahr in Oldenburg ableistete, lernte ich über seine Vermieterin Grünkohl mit Pinkelwurst und seit dem kochen wir das einmal im Jahr für unsere spanischen Freunde. Deutsche Kuchen liebe ich und backe auch ab und zu nach deutschem Rezept.

Vielen lieben Dank, Anne für deine ehrlichen Worte, das wunderbare Gespräch und den kleinen Einblick in das Leben einer Kinderärztin in Valencia.

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