Heute drehen wir den Spieß einmal um und unterhalten uns mit einem Spanier, der mit einer Deutschen zusammenlebt. Aus dem Nähkästchen plaudert Fernando Ribas, Co-Geschäftsführer, Co-Gründer und Co-Eigentümer der Sprachschule AIP Language Institute:
Fernando, erzähl uns ein wenig zu deinem Background. Woher kommst du? Was hast du studiert?
Ich bin in Valencia als der Jüngste von sechs Brüdern auf die Welt gekommen. Nach der Schulzeit habe ich Wirtschaft studiert. Als mein Vater gestorben ist, hat meine Mutter die Zimmer meiner Brüder an internationale Studenten vermietet, um finanziell für uns zu sorgen, so war ich schon früh in Kontakt mit ausländischen Studenten.
Wie kam es zur Idee, eine Sprachschule zu gründen? Wann wurde sie gegründet und was waren die Hürden?
AIP steht für Advisers for international Programs in Spain. Durch den Kontakt mit internationalen Studenten entstand die Idee einen Service für amerikanische Universitäten anzubieten. Da wir sehr gut wussten, was die Amerikaner erwarteten, wollten wir uns als Bindeglied zwischen den USA und den valencianischen Universitäten um die Unterbringung und den Sprachkurs der Studenten in Valencia kümmern. Die Amerikaner sollten an einer valencianischen Uni studieren und in Gastfamilien untergebracht werden. 1996 reisten mein ältester Bruder (Cesar Ribas, Miteigentümer von AIP Language Institute) und ich, nur mit einem Koffer und einer Idee in die USA. Zwei Universitäten glaubten an uns und schickten uns zwei Jahre später (1998) die ersten Studenten, wir kümmerten uns um die Organisation und sorgten für die Unterbringung und die kulturelle Immersion. Dies war der Beginn von AIP. Später boten wir die Sprachkurse dann auch anderen Studenten an.
Hürden hatten wir natürlich zu meistern, wir hatten kein Startkapital und nur das Geld für den Flug in die USA. Dass daraus eine Sprachschule in der Grösse von AIP entstehen würde, hätten wir uns nicht erträumt.
Wie sieht es heute aus? Wie groß seid ihr? Woher kommen eure Studenten bzw. eure Sprachschüler?
Heute, 20 Jahre später, haben wir 70 Mitarbeiter, unterrichten Spanisch für ausländische Studenten und andere Sprachen für Spanier. Wir sind vom Instituto Cervantes akreditiert und etwa 3000 Studenten kommen jedes Jahr zu AIP um Sprachen zu lernen. Spanisch genießt als zweitmeistgesprochene Sprache weltweit ein sehr großes Interesse, daher kommen unsere Studenten aus der ganzen Welt. Viel Interesse sehen wir in Asien und die zwei amerikanischen Universitäten arbeiten auch nach 20 Jahren immer noch mit uns, was mich sehr stolz macht.
Wie hast du deine Frau Martina kennengelernt? Sprichst du Deutsch?

Wie es nicht anders sein konnte, war Martina vor 13 Jahren Schülerin bei AIP Language Institute. Sie kam, um Spanisch zu lernen und später ein Praktikum in einem Architekturbüro zu absolvieren. Ich habe versucht Deutsch zu lernen, leider kommt Martina aus Bayern und so hat mir mein Deutschkurs nicht wirklich weitergeholfen, um mich mit ihrer Familie zu verständigen…;-)
Welche Hürden musstet ihr überwinden? Sprachliche Barrieren, andere Gewohn- und Gepflogenheiten, andere Kultur, Missverständnisse, etc.?
Sprachliche Barrieren gab es am Anfang natürlich, da Martina so gut wie kein Spanisch sprach, das hat uns aber nicht gestört, wir haben uns trotzdem verstanden und schnell konnten wir uns bestens verständigen. Die Meinungsverschiedenheiten, die manchmal aufkommen, liegen eher an dem Alltag mit drei Kindern, als an den kulturellen Unterschieden.
Heute habt ihr drei Kinder, die bilingual aufwachsen. Wie handhabt ihr das?
Ja, mittlerweile lebt Martina seit 12 Jahren in Valencia und wir haben drei Kinder. Ich spreche Spanisch mit den Kindern und Martina Deutsch. Alle drei verstehen beide Sprachen perfekt, die beiden Großen sprechen auch Deutsch, die Kleine spricht im Moment nur Spanisch.
Welche Dinge gefallen dir aus der deutschen Kultur und welche gefallen dir gar nicht?
Die Planung der Deutschen verwundert mich immer noch, so bucht meine Frau beispielsweise unsere Flüge oft fast 1 Jahr im Vorhinein, da kann ich noch nicht einmal darüber nachdenken, ob ich verreise oder nicht. Am Anfang fand ich es seltsam, mittlerweile finde ich es gut, weil man ja wirklich viel Geld spart.
Hast du ein deutsches Lieblingsessen?
Eigentlich alles, was es in Bayern zu essen gibt, vorausgesetzt ein Stück Fleisch ist dabei. Ich glaube, ich bin der einzige Spanier dem Knödel schmecken 😉
Was sind deine Lieblingsorte in Valencia? Wo gehst du gerne Essen und was sind deine Lieblingsgerichte ?
Mit unseren drei Kindern gehen wir oft in den Rio und natürlich auch an den Strand. Je älter ich werde, desto lieber esse ich das typische Essen aus Großmutters Zeiten. Gerichte, die man mit dem Löffel isst.
Wie und wo entspannst du dich als Empresario in Valencia?
Ich habe dieses Jahr Yoga für mich entdeckt, das tut gut und entspannt mich.
Vielen Lieben Dank für das Interview und den kleinen Einblick in dein Leben!