Lotta begegnete uns das erste Mal als Partnerin und Geschäftsführerin der Anwaltskanzlei Lozano Schindhelm. Unsere Wege kreuzten sich immer wieder auf Veranstaltungen in und um Valencia. Nun treffen wir uns auch sehr häufig an der Deutschen Schule, an der unsere beiden Kinder sind. Spannend und immer wieder interessant finde ich persönlich die Geschichten von erfolgreichen Frauen, die sich in einem fremden Land eigenständig etwas aufbauen und dann noch nebenbei die Familie zusammenhalten.
Heute stellen wir euch Lotta Hilgers vor. Sie wird uns einen ganz persönlichen Einblick in ihre Story in Valencia, von der Ankunft in Spanien, über ihre ersten Schritte, bis zum heutigen Zeitpunkt geben.
Lotta, erzähle uns ein wenig über dich. Was ist dein beruflicher Background? Wie kamst du nach Spanien und nach Valencia?
Ich bin Anwältin und habe in Deutschland Jura studiert. Mein Studium hatte bereits viel Bezug zum spanischen Recht, darauf habe ich dann während des Referendariats aufgebaut. Meine Anwaltsstation habe ich unter anderem in einer Kanzlei in Frankfurt absolviert, die fast ausschließlich Mandate mit Spanienbezug betreut. Der Kanzleigründer hatte kurz davor eine Kanzlei in Valencia gegründet. Er hat mir dann vorgeschlagen meine Wahlstation (die letzten drei Monate des Referendariats, die man frei wählen und im Ausland verbringen kann) in seiner Kanzlei in Valencia zu absolvieren. Am Ende der drei Monate habe ich die Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen des 2. Staatsexamens bekommen und mir wurde ein Job in der Kanzlei angeboten. Und die spanische Sonne gegen den Hamburger Norden einzutauschen; da fiel die Entscheidung nicht allzu schwer.
Woher aus Deutschland kommst du und wie lange bist du schon hier?
Ich komme aus Hamburg und lebe nun seit 12,5 Jahren fest in Valencia. Ende 2007 / Anfang 2008 habe ich mein Referendariat hier absolviert. Anschließend musste ich noch meine mündliche Prüfung ablegen, habe dann meine Wohnung aufgelöst, einen Lkw beladen und bin Ende März mit Sack und Pack nach Valencia gezogen. Ursprünglich wollte ich ca. 2-3 Jahre bleiben. Aber dann habe ich meinen Partner kennengelernt und unsere Töchter kamen auf die Welt.
Wie wurdest du Partnerin einer der renommiertesten Anwaltskanzleien in Valencia? Und wie kam es dazu die Kanzlei zu verlassen?
Buff. Na ja, am Anfang waren wir in der Kanzlei vor Ort zwei Anwälte, einer der Kanzleigründer und ich. Der zweite Kanzleigründer hat uns von Frankfurt aus unterstützt, sein praktischer Fokus lag aber natürlich in der Betreuung seiner Mandanten in Frankfurt. Man kann also sagen, dass ich mit der Kanzlei mitgewachsen bin. Als wir dann schon relativ groß waren und wir die Kanzlei umstrukturiert haben, bin ich Geschäftsführerin geworden. Kurze Zeit später ist dann der Gründungspartner aus Frankfurt ausgestiegen und ich bin namensgebende Partnerin geworden.
Die Entscheidung auszusteigen ist mir nicht leicht gefallen, ich bin ja mit der Kanzlei gefühlt aufgewachsen. Wir sind in 10 Jahren von 2 tatsächlich tätigen Anwälten zu fast 20 Berufsträgern angewachsen. Dies zu erreichen war viel Arbeit. In dieser Zeit wurden auch meine beiden Töchter geboren. Mein Partner und der Vater meiner Töchter ist beruflich schon immer sehr viel gereist. Im Schnitt kann man wohl sagen, dass er ca. 6 Monate im Jahr unterwegs ist. Unsere Töchter wurden in den ersten Jahren also zum Großteil fremderzogen. Wir hatten eine Nanny, die sie morgens zur Schule gebracht und wieder abgeholt hat. Ich war selten vor 20.00 / 20.30 Uhr zu Hause. Wenn ich am Wochenende bei einem Kongress oder Vortrag in Deutschlang war, ist sie manchmal auch bei uns zu Hause mit den Kindern geblieben. Ausschlaggebend war also der Wunsch, dass meine Kinder zumindest mit einem Elternteil mehr Zeit verbringen können.
Hinzukommt, dass ich schon immer einen sehr engen und persönlichen Kontakt zu meinen Mandanten geschätzt habe. Bisher hatte ich auch das große Glück überwiegend äußerst sympathische Mandanten gehabt zu haben. Aber in einer größeren Kanzlei ist es schwierig einen persönlichen Kontakt aufrecht zu halten, da man eine deutlich höhere Anzahl von Mandanten hat und einfach nicht allen in gleicher Weise gerecht werden kann. Jetzt nehme ich nur eine begrenzte Anzahl von Mandaten an, um einen persönlichen Kontakt garantieren zu können. Und natürlich auch um nachmittags mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können, ohne dabei immer daran zu denken, was ich alles nicht geschafft habe.
Du hast vor kurzem nun deine eigene Kanzlei LH.legal gegründet!
Genau. Und bisher habe ich diese Entscheidung nicht einmal bereut.
Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?
Über die verschiedenen Übertragungsmöglichkeiten einer Immobilie in Spanien und über Butterkuchen.
Was ist das Beste an deinem Beruf?
Der nahe und vertrauensvolle Kontakt zu den Mandanten, man kann eigentlich von überall aus arbeiten, wenn man nicht gerade vor Ort zum Notar muss. Und es ist sehr vielfältig, da sich jeder Fall anders gestaltet. Manchmal vertritt man beide Parteien und sucht den kostengünstigsten Weg, manchmal sind die Parteien zerstritten und man muss stundenlang mit dem gegnerischen Anwalt diskutieren.
Es ist nicht zu leugnen, dass du lange und ausgiebige Arbeitstage hast – Was ist dein Motto um dich bei Laune zu halten? Was motiviert dich persönlich?
Weißwein :-)!
Was sind deine persönlichen Pläne für die Zukunft?
Ich möchte einfach sowohl privat als auch beruflich ein entspannteres Leben führen und andere Prioritäten setzen. Aber zur Zeit sieht es so aus, dass es ganz gut funktionieren wird. Und ich möchte meine engsten Freunde, die in Hamburg und Berlin leben, wieder öfters sehen. Inzwischen ist es über ein Jahr her, dass ich dort war – so lange wie noch nie.
Bist du ein Gefühls- oder Kopfmensch?
Ein Kopfmensch, absolut.
Für welche Eigenschaften an dir hast du am öftesten Komplimente bekommen?
Beruflich: meine Geduld und dass es mir recht leicht fällt ein gutes Verhältnis zu den Mandanten aufzubauen.
Privat: meine Hilfsbereitschaft und mein kräftiges Haar.

Deine Lieblingsplätze in Valencia? Wie erholst du dich nach einem anstrengenden Arbeitstag oder am Wochenende?
Ich liebe das Carmen. Wir leben hinter dem Mercado Central und ich finde es immer noch unfassbar schön, einfach ziellos durch die Gassen zu schlendern. Man entdeckt immer wieder etwas Neues.
Wenn mein Partner nicht da ist, bin ich logistisch relativ eingeschränkt und muss zu Hause bei den Kindern sein. Aber zum Glück gehen sie verhältnismäßig früh ins Bett. Die verbleibende Zeit des Abends nutze ich gerne, um noch mit Freunden zu telefonieren, auch wenn es oft nur kurz ist. Oder ich lese, wobei ich dabei sehr schnell müde werde und leider nicht mehr wirklich lange durchhalte. Idealerweise trinke ich noch ein Glas Weißwein dazu.
Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?
Weißwein und Gouda.
Neben Valencia für Deutsche natürlich, wollen wir wissen, auf welcher Website du am meisten Zeit online verbringst?
In den letzten Wochen waren es eigentlich ausschließlich die Live-Blogs von sueddeutsche.de und tagesschau.de wegen der US-Wahl. Ich habe zwei Bildschirme und der linke war quasi reserviert für die News-Updates. Ansonsten lese ich noch relativ viel die Zeit und Spiegel Online. Und dann auch noch meine eigene Seite (www.hilgers.es). Sie ist erst vor kurzem online gegangen und ich suche noch nach Fehlern oder Dingen, die verbessert werden können. Aber offen gestanden kann ich sie langsam nicht mehr sehen…
Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?
Familie, Freunde und Bücher.
Aus aktuellem Anlass: Wie sieht ein perfektes Weihnachten für dich aus?
Normalerweise verbringen wir Weihnachten immer im großen Familienkreis; mit meiner Mutter, meinen Schwiegereltern, Schwägerin + Kinder, Schwager und Frau, Tante, etc. Es gab Jahre da waren wir über 20 Personen. Heiligabend sind wir bei uns zu Hause und der 1. und 2. Weihnachtstag bei meinen Schwiegereltern. Dieses Jahr wird es sicherlich überschaubarer werden, da meine Mutter aus Deutschland und der Schwager mit Familie aus den USA nicht werden kommen können. Ansonsten wollen wir bzgl. der Planung erst einmal abwarten, welche Beschränkungen es gibt. Aber offen gestanden wäre ich auch nicht traurig, Weihnachten einmal im kleineren Rahmen zu verbringen.
Und natürlich mit einem großen Weihnachtsbaum mit viel Holzschmuck oder von den Kindern selber gebasteltes!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Lotta Hilgers und wünschen Ihr für die Zukunft weiterhin nur das Beste!
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